Entweder werdet ihr durch diese Tür hindurchgehen
oder ihr werdet nicht hindurchgehen.
Wenn ihr hindurchgeht, dann besteht stets das Risiko,
dass ihr euren Namen erinnern werdet.
(Adrienne Rich)
Wer in westlichen Gesellschaften aufgewachsen ist, hat in den allermeisten Fällen kaum Zugang zu der Tür bekommen, von der Adrienne Rich hier spricht. Eine Tür, die das Risiko mit sich bringt, dass wir unseren (wahren) Namen erinnern – vielleicht ein Sinnbild dafür, wer wir wirklich sind: ein Zugang zu unseren „wilden Wurzeln“. Warum stellt diese Erinnerung ein Risiko dar? Wahrscheinlich deswegen, weil viele Aspekte unseres bisherigen Lebens irrelevant werden können, sobald wir die Tür einmal durchschritten haben.
Unsere westliche Kultur hat ein immenses Ausmaß an Zerstörung auf unserem Planeten angerichtet. Ein kultureller Systemwandel hin zu naturverbundenen, "regenerativen Kulturen"1 ist dringend nötig, aber worauf soll dieser sich gründen? Wie kann es Menschen in der heutigen Zeit gelingen, sich psychisch und spirituell wieder zu verwurzeln, wieder "indigen" zu werden und aus
einer tiefen Verbindung mit der Natur heraus zu handeln? Tiefenpsychologe Bill Plotkin (Autor von Soulcraft und Natur und Menschenseele) beschreibt dafür zwei
Ebenen: unsere emotionale Verbindung zur Erde und die (bewusste und unterbewusste) Tiefe der menschlichen Psyche.
Vor dem Hintergrund sozialökologischer Krisen bewegt sich diese Jahresgruppe bewusst im Spannungsfeld zwischen Aktivismus und Spiritualität, Gefühlen und Verstand, innerem und äußerem Wandel. Dabei werden wir auch kritisch auf das Thema "kulturelle Aneignung"2 und unsere Bezüge zu indigenen und naturverbundenen Kulturen schauen. Die Gruppe bietet als Gemeinschaft auf Zeit den Rahmen für die inneren Prozesse.
Die vier Module gehen jeweils über vier Tage. Zwischendurch gibt es regelmäßigen Austausch in Kleingruppen (ca. 1x pro Monat) und drei Einzelbegleitungstermine am
Telefon.
Min. 8 und max. 12 Teilnehmende.
Visionssuche-Arbeit (School of Lost Borders) | Bill Plotkins „Landkarte der Psyche” | Joanna Macy’s „Work that Reconnects” | Intuitive Naturgänge | Wildnispädagogische Spiele und Übungen (8 Schilde) | Trauma-sensitive Körperarbeit (TVM) | Achtsamkeitsübungen und Meditationen
Du musst nicht „gut“ sein.
Du musst dich nicht 100 Meilen weit auf deinen Knien durch die Wüste schleppen,
du musst bloß das sanfte Tier deines Körpers lieben lassen, was es liebt.
(Mary Oliver)
Modul I: Wurzeln des Selbst
Mit einem erlebnisbezogenen Einstieg in die Evolutionsgeschichte des Lebens auf der Erde erkunden wir unsere ökopsychologischen Wurzeln. Wir beschäftigen uns mit unserer Naturverbindung, mit
unseren Gefühlen zu den sozial-ökologischen Krisen unserer Zeit sowie mit dem Risiko von „spiritual bypassing“3 und anderen typischen
Verdrängungsmechanismen.
Mit Kathrin und Bijan im Lebensbogen (bei Kassel)
Modul II: Weisheit des Körpers
Auf der Spur der eigenen Körpergefühle widmen wir uns (drinnen und draußen) dem „sanften Tier unseres Körpers“, wie Mary Oliver es ausdrückt. In Trauma-sensitiven Räumen öffnen wir uns mit
tiefer, intensiver Atmung und Musik für die Möglichkeit, verletzte innere Kinder anzunehmen und sie liebevoll zu umarmen. Wenn schützende Anteile bewusster wahrgenommen werden, wird der Zugang zu
den eigenen Wurzeln leichter. Und vielleicht lassen sich die zum Selbstschutz entwickelten Fähigkeiten wertschätzend anders anwenden.
Mit Jael und Bijan im Wallis (Schweiz)
Modul III: Natur und Psyche
In die dunklen Mysterien von Natur und Psyche eintauchend, halten wir nach den „Türen“ Ausschau, die uns einen Blick auf unsere wahre Natur, unsere wilden Wurzeln, unseren Platz in dieser Welt
ermöglichen. Mit welchen (kulturellen) Geschichten über das Mysterium des Lebens sind wir aufgewachsen? Welche Geschichten - welchen "Mythos" wollen wir individuell und kollektiv leben? Im Rahmen
eines Übergangsrituals gibt es die Möglichkeit, eine Nacht allein draußen zu verbringen und mit eigenen Geschichten zurückzukommen.
Mit Sigrid und
Bijan im Lebensbogen (bei Kassel)
Modul IV: Regenerative Kulturen
Wie können erste Schritte aussehen, um die eigenen wilden Wurzeln in der vorherrschenden Kultur zu verankern und den eigenen „wahren Namen“ leben zu können? Auf
welche Weise bildet der persönliche Lebensweg den Nährboden für regenerative Kulturen? In diesem Kontext widmen wir uns auch dem Thema "kulturelle Aneignung" und der Frage, was ein
gemeinschaftliches, verwurzeltes Leben innerhalb westlicher Kulturen möglich macht.
Mit Bijan im Lebensbogen (bei Kassel)
Es ist 3:23 Uhr in der Früh und ich bin hellwach,
weil meine Ur-Ur-Urenkel mich nicht schlafen lassen.
Meine Ur-Ur-Urenkel fragen mich in meinen Träumen:
Was hast du getan, als der Planet geplündert wurde?
Was hast du getan, als die Erde ins Wanken geriet?
(Drew Dellinger)
🌓 Modul I: 26.-29. Mai (Pfingsten) | Ort: Lebensbogen (bei Kassel)
🌔 Modul II: 26.-30. Juli | Ort: Berghütte in Savièse (Wallis, Schweiz)
🌕 Modul III: 30. September - 03. Oktober | Ort: Lebensbogen (bei Kassel)
🌖 Modul IV: 16.-19. November | Ort: Lebensbogen (bei Kassel)
- Monatliche Kleingruppentreffen (online)
- 3 telefonische Einzelbegleitungstermine
Anreise: Jeweils am ersten Modultag bis spätestens 18 Uhr.
Abreise: Jeweils am letzten Modultag nach dem Mittagessen gegen 15 Uhr.
Die Kosten der Jahresgruppe sind bewusst so gering wie möglich gehalten. Um faire Honorare zahlen zu können, benötigen wir je nach Teilnehmendenzahl pro Person
einen Seminarbeitrag von ca. 300 € pro Modul. Auf dieser Basis setzen wir einen solidarischen Beitrag von 200-400 € pro Modul an – je nach finanziellen Möglichkeiten ist es also möglich, unterschiedlich viel beizutragen. Bei der Buchung einzelner Module, benötigen
wir einen etwas höheren Beitrag, ca. 300-450 €. Da das zweite Modul in der Schweiz einen Tag länger ist, sind es hier ca. 350-500 €.
Hinzu kommen die Kosten für Unterkunft und (vegane) Verpflegung in Höhe von ca. 40 € pro Tag und einmalig Kosten für Organisation und Einzelbegleitungstermine in
Höhe von 200 € (bei Buchung einzelner Module entfällt der letzte Punkt).
Im Normalfall wird der Betrag für alle vier Module vor dem ersten Modul fällig. Eine Ratenzahlung ist nach Vereinbarung ebenfalls möglich.
Über den folgenden Link kannst du dich für die Jahresgruppe anmelden:
Falls du noch weitere Fragen hast, kontaktiere uns sehr gern unter kontakt@re-natur.org
Die Anmeldung wird mit einer Anzahlung von 200 Euro auf das unten aufgeführte Vereinskonto gültig. Der gesamte
Seminarbeitrag für alle 4 Module ist bis 4 Wochen vor Beginn der Jahresgruppe zu überweisen. Übernachtungs- und
Verpflegungskosten werden in Bar vor Ort abgerechnet. Bis 4 Wochen vor Seminarbeginn wird bei einer Stornierung die Anzahlung als Bearbeitungsgebühr einbehalten. Bei einer Stornierung
kurzfristiger als 4 Wochen vor Beginn des ersten Moduls werden für jede Woche 25 % des Gesamtbetrags für alle vier Module fällig (>3 Wochen 25 %, >2 Wochen 50 %, >1 Woche 75 %, weniger
als 1 Woche 100 %).
Bijan Ghaffari-Tabrizi
Liebt Bäume, Vogelgesang und
Fahrradfahren. Schätzt die mystische Tiefe der menschlichen Psyche und die Weisheit von Meditation oder Gedichten. Möchte mit innerer Heilungs- und Verbindungsarbeit an den Wurzeln
ansetzen, um den gesellschaftlichen Wandel hin zu einem gesunden planetaren Ökosystem mitzugestalten. Leitet seit 2015
Selbsterfahrungsreisen in die wilde Natur Südnorwegens. Weiterbildungen in Visionssucheleitung (School of Lost
Borders), Wildnispädagogik, Joanna Macy‘s „Work that Reconnects“, Gewaltfreier Kommunikation und in Ausbildung als Gestalttherapeut.
Kathrin Stahl
Beschäftigt sich mit transformativer innerer Arbeit und unseren Reaktionen auf die Klimakrise, insbesondere in ihrer lokalen Community in Stroud (UK). Ihr Fokus liegt auf Gruppenprozessen im
Rahmen von Joanna Macy's Work that Reconnects und der Arbeit mit Frauen. Bewegt sich zwischen den Welten von Aktivismus, Naturverbundenheit und Erd-Spiritualität und wie diese Hand in
Hand gehen können. Als Sonderpädagogin arbeitet sie mit jungen Erwachsenen auf der Ruskin
Mill Farm in Cotsowlds (UK).
Jael Naomi Büchel
B.A. Pädagogik, Atemtherapeutin und Bio-Energetik Massage-Therapeutin. Läuft von Herzen gerne barfuß über wilde Bergwiesen. Liebt die Leichtigkeit und
die tiefe Verbindung zwischen den menschlichen Wesen und zu den Lebewesen der wilden Natur. Hält die Räume dafür, dass wir uns in Gemeinschaft gegenseitig beflügeln können und in den
Kontakt mit dem Kern unseres Seins finden.
jaelnaomi.com
Sigrid Happ
Mutter von 2 erwachsenen
Söhnen. Im Ruhestand. Freiberuflich tätig als Beraterin und Begleiterin im Kontext von Selbsterfahrung, persönlicher Entwicklung und bewusster Lebensführung. Methodisch liegt der
Fokus neben dem reflektierenden Gespräch auf Meditation, Atem- und Entspannungspraxis sowie Begegnung in und mit der Natur. Bewegungswissenschaftlerin und Heilpraktikerin für
Psychotherapie.
Und was habe ich zu verlieren, wenn ich dieses Eine mit dir teile? (Es ist alles, was ich weiß.)
Liebe dich selbst.
Dann vergiss‘ es.
Dann liebe die Welt.
(Mary Oliver)